Meine Schattensammlerei fühlt sich an wie eine Schatzsuche.

Es gibt so viel zu verpassen. Meine Schatten wandern - von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang verändern sie sich kontinuierlich. Und am nächsten Tag steht die Sonne schon ein klein wenig anders. Die Motive sind einmalig und wenn ich sie nicht schnell genug einfangen kann, für immer verloren.

Ich liebe es, dass das Sonnenlicht und mit ihm die Natur sich ständig verwandelt. Dass Menschen sich verwandeln.

Das kommt mir vor wie eine einzige riesige Zaubershow.

Wenn im Frühling innerhalb weniger Wochen aus einer kahlen grauen Wüste ein leuchtend grüner Dschungel wird.

Kinder, die mir plötzlich über den Kopf wachsen.

Mein eigenes Gesicht im Spiegel, in dem sich irgendwann, ohne dass ich es mitbekommen habe, kleine Falten eingegraben haben.

Manchmal vergesse ich hinzuschauen. Bin irgendwo ganz anders, weit weg, in meinem Kopf und drehe Kreise.

Glaube nicht daran, dass es sich lohnt mich einzulassen auf die Schönheit direkt vor meiner Nase. Werde ein bisschen stumpf und verliere die Verbindung.

Und immer kommt irgendwann der Moment, in dem ich wieder überrascht werde.

Von einer Wolke, einer Blüte, einem Vogelschwarm, einem Blick, einer Melodie oder einem Lachen, das ich noch nicht kenne.

Und dann staune ich wieder.

Und staune.

Und staune.